Neu in den Top Ten: der Erlenzeisig . - Foto: Frank Derer
29. Januar 2016 – Mehr Freiwillige haben in mehr Gärten mehr Vögel gezählt – so die positive Bilanz des NABU zur „Stunde der Wintervögel“ in Baden-Württemberg. Über 8.000 Menschen
(2015: 7.320) haben in gut 5.300 Gärten (2015: 4.990) insgesamt 222.840 Vögel (2015: 194.093) gezählt. In Sachen Beteiligung belegt Baden-Württemberg damit wieder Platz vier. Nur in Bayern,
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben mehr Menschen bei der großen Aktion mitmacht.
Auf den ersten Plätzen gibt es kaum Veränderungen: Der Spatz führt die Rangliste an. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Kohl- und Blaumeise. Neu in die Top Ten aufgerückt ist allerdings der
Erlenzeisig – mit über 7.000 gezählten Exemplaren statt gut 1.700 im Vorjahr. „Offensichtlich macht sich auch in den Gärten bemerkbar, dass diese Art seit Oktober verstärkt aus Nord- und
Osteuropa nach Mitteleuropa einfliegt“, sagt NABU-Vogelexperte Stefan Bosch. Ursache sei vermutlich, dass die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das
Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht.
„Ein echter Sorgenvogel ist nach wie vor der Grünfink“, berichtet Bosch. Jedes Jahr würden weniger Exemplare gezählt. Man geht davon aus, dass eine Kombination aus Nahrungsmangel und dem sogenannte
Grünfinkensterben der Grund dafür ist. Letzteres wird durch eine Infektion mit Trichomonas gallinae hervorgerufen. Dieser Erreger wird besonders an sommerlichen Futterstellen übertragen, an denen
viele Vögel zusammenkommen. Bosch betont: „Das macht einmal mehr deutlich, wie wichtig Hygiene beim Füttern ist.“
Ein Gartenvogel, den der NABU 2016 besonders im Blick hat, ist der Stieglitz als „Vogel des Jahres“. Sein Bestand nimmt deutschlandweit stark ab, er schätzt aber winterliche Futterstellen. In
Baden-Württemberg hat er sich von Platz 22 im Vorjahr auf Platz 16 verbessert. „Ob das dem diesjährigen Promi-Status als Vogel des Jahres zu verdanken ist oder eine allmähliche Bestandserholung
anzeigt, wird sich erweisen“, sagt Bosch. Der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann ergänzt: „Damit Stieglitz und Co. das ganze Jahr satt werden, braucht es bunte Blühflächen mit Wildblumen. Das
ist besser als jedes Vogelfutter im Futterhaus.“ Futterstellen im Garten seien zwar eine gute Sache, um der Vogelwelt näher zu kommen und ein Stück Natur zu erleben. „Viel mehr profitieren die
Vögel aber von naturnahen Gärten und Grünflächen sowie mehr Natur auf Ackerflächen: bunt blühende Ackerraine und Brachflächen.“
Top Ten der Wintervögel in Baden-Württemberg (Vorjahresplatzierung in Klammern):
1. Haussperling (1)
2. Kohlmeise (2)
3. Blaumeise (3)
4. Feldsperling (5)
5. Amsel (4)
6. Buchfink (6)
7. Grünfink (7)
8. Elster (8)
9. Rabenkrähe (9)
10. Erlenzeisig (23)
Zu den bundesweiten Ergebnissen der "Stunde der Wintervögel".