NABU warnt vor Insektensterben

Bericht der Schwäbischen Zeitung von Angelika Banzhaf  18.02.2016

 

Tettnang Naturschutzbund Der Nabu schlägt Alarm: Er warnt vor einem neuartigen Insektensterben in Deutschland. Alleine in Nordrhein-Westfalen sei die „Biomasse“ von Fluginsekten bis zu 80 Prozent zurückgegangen.

Der Nabu (Naturschutzbund)Deutschland schlägt Alarm: Er warnt vor einem neuartigen Insektensterben mit bislang unbekannten Folgen in Deutschland. Alleine in Nordrhein-Westfalen sei die „Biomasse“ von Fluginsekten (Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen) laut Untersuchungsergebnissen in den letzten 15 Jahren bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Ähnlich alarmierende Entwicklungen befürchten Naturschützer in weiteren Regionen Deutschlands. Sie fordern auf, die Ursachen und das Ausmaß des Insektenschwunds bundesweit aufzuklären.

Wir stellen in unserer Region ebenfalls ein hohes Insektensterben fest. Verschiedene Schmetterlinge gibt es überhaupt nicht mehr“, bedauert der Vorsitzende der Nabu-Gruppe Friedrichshafen-Tettnang, Gerhard Knötzsch,  im Gespräch mit der SZ. Wobei er auf die „Rote Liste Schmetterlinge im Bodenseekreis“ hinweist, in der Naturbuchautor Thomas Marktanner bereits im Jahr 2003 ausgestorbene, verschollene und vom Aussterben bedrohte Tagfalter und Widderchenarten aufgezählt hat.

Nach Meinung von Knötzsch sind die Zeichen ernstzunehmen, „es ist jedoch nicht fünf vor zwölf“. Wichtig sei jedoch, dass die Öffentlichkeit sensibilisiert werde. „Nur so kann eine bessere Grundlage für das Überleben der Insekten geschaffen werden.“

Ein Grund für das Sterben der kleinen Tiere sieht Knötzsch im teilweisen Kahlschlag von Waldgebieten und Abmähen der Seitenstreifen an Waldwegen. Sein Vorschlag: Die Wälder nicht zu stark abholzen und Wiesenstreifen im jährlichen Wechsel mähen.

Förster will Vorwurf nicht gelten lassen

Laut Klaus Veit, Leiter des Forstreviers 2 (Gemarkung Eriskirch, Tettnang, Langenargen und Neukirch) ist das Mähen erforderlich, um Lagerflächen für die gefällten Baumstämme zu schaffen und Vorsorge zu tragen, damit die Wege nicht zuwachsen. Wobei das Mähen nur in Teilgebieten geschieht, nicht im gesamten Wald.

Den generellen Vorwurf eines Kahlschlags will der Förster, der kein vermehrtes Insektensterben feststellen kann, nicht gelten lassen. „Wir nehmen Einzelfällungen vor und holen das ältere Holz aus dem Wald“, sagt er. Gleichzeitig behalte man die Aufforstung im Auge. Veit hält zudem fest, dass „kahle“ Waldflächen, auf denen junge aufgeforstete Bäume gepflanzt sind, einen großen Lebensbereich für Insekten bieten, da dort zahlreiche Blütenpflanzen wachsen.

Fast täglich mit Insekten, nämlich Bienen, zu tun hat Werner Vooren, Vorsitzender des Imkervereins Tettnang-Friedrichshafen. Er kann für seinen Bereich kein vermehrtes Bienensterben feststellen. Was teilweise mit dem Projekt „Nachhaltiger Obstbau“ der Bodenseestiftung, so seine Vermutung, zusammenhängen könnte. In ihm haben sich vor sechs Jahren 150 Landwirte im Bereich Bodensee und Konstanz bereit erklärt auf einer Fläche von 80 Hektar Blütenwiesen auszusäen. Ergänzend wurden Wildbienen-Hotels aufgestellt – mit einer positiven Bilanz: Im Jahr 2000 wurden in ihnen 20 verschiedene Wildbienenarten festgestellt, vier Jahre später waren es bereits 80. „Unter ihnen sind Arten, die bereits als ausgestorben galten“, freut sich Vooren, der ergänzt, dass Wildbienen für eine Fruchtbestäubung unerlässlich sind.

Mehr naturbelassene Bereiche gefordert

Wir brauchen mehr Bereiche, in denen Natur Natur sein darf“, fordert Nabu-Mann Knötzsch. Obst- und Hopfenanlagen, die derart intensiv genutzt würden, dass in ihnen kaum mehr Insekten vorkommen, seien nicht gut.

Wir betreiben hier keine sehr große Flächen mit Monokulturen, wie es vielleicht in anderen Bundesländern der Fall ist“, äußert sich Dieter Mainberger, der auf die regionale Obstvielfalt hinweist. Sicher ist sich der Kreisbauern-Obmann zudem, dass Landwirte der Region keine Spritzmittel verwenden, die für Bienen gefährlich sind. Schließlich brauche man die Insekten zum Bestäuben. „Wir sägen uns doch nicht den eigenen Ast ab“, sagt Mainberger.

 

 

Foto: M. Hemprich                                                        Gefleckter Schmalbock

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